Malcom B. Willis, einer der
führenden Genetiker dieser Welt, schrieb in seinem Buch „Genetik der
Hundezucht“ einen sehr wichtigen Satz über Gene:
„ Das Gen ist die Erbeinheit,
besteht aus DNA (Deoxyribonucleinsäure). Ein Züchter braucht nicht viel über
DNA und ihre Zusammensetzung zu wissen.
Es
reicht, wenn er versteht, dass Gene Erbfaktoren sind, die eine ganz bestimmte
Botschaft enthalten, und dass solche Gene im Wesentlichen unverändert von
Generation zu Generation weitergegeben werden.“
Das ist einer der entscheidenden
Sätze, die mich dazu gebracht haben zu erkennen, dass in der Hundezucht
verschiedene X-Chromosom- und Y-Chromosom- Blutlinien vorhanden sind, die
immer wieder in der Zucht auftauchen und denen wir bestimmte Eigenschaften
zuordnen können, sei es nun eine Haarfarbe, Molossoidität, gute Bemuskelung,
Intelligenz, Jagdtrieb und vieles mehr. Jede Blutlinie vererbt ganz bestimmte
Eigenschaften, die auch bei Weitergabe an die späteren Generationen
erhalten bleiben.
Bisher gehen die
Gelehrten davon aus, dass alle Gene von Vater und Mutter bei der Entstehung
des Nachwuchses gut gemischt werden und diese vermischten Gene dann bei der
nächsten Verpaarung wieder geteilt und weiter gemischt vererbt werden.
Aber ich bin der
Meinung, dass dies so nicht verallgemeinert werden kann.
In dem Buch von Dr. Helga
Eichelberg „Hundezucht“ steht, dass jede unreife Geschlechtszelle, wie alle
anderen Körperzellen auch, paarige Chromosomen (39 Stück) enthält, das sind
die Chromosomen, die bei der Verschmelzung von Ei- und Samenzellen bei der
Entstehung des neuen Individuums jeweils zur einen Hälfte von der Mutter und
zur anderen Hälfte vom Vater beigesteuert wurden. Durch die Reduktionsteilung
(Meiose) von unreifen Ei- und Samenzellen erfolgt wieder die Teilung der
Chromosomen streng gesetzmäßig auf die reifen Geschlechtszellen in der Form,
dass meiner Meinung nach wieder nur ein halber Chromosomensatz entweder des
vom Vater oder Mutter erhaltenen Chromosomensatzes auf eine befruchtungsfähige
Geschlechtszelle (Ei oder Samen) verteilt wird.
Im Buch von Walter Schleger
„Hundezüchtung in Theorie und Praxis“ steht, dass es während der Teilung der
unreifen Geschlechtszelle auch noch zu einer Bruchstückbildung der beiden
Chromosomen (eines vom Vater und eines von der Mutter) kommt, dass diese
Bruchstücke sich frei und beliebig mit dem anderen homologen Chromosom
austauschen und nach Abschluss des Austausches sich das Chromosom wieder
zusammensetzt. Das würde die Theorie des gemischten Erbgutes insofern bestätigen,
das eine Vermischung stattfindet.
Solch eine Vermischung kommt durch das so genannte "Crossing
over" zustande, wo "Chromosomenanteile" von einem halben Chromosomensatz auf
den anderen übergehen können.
Ich habe durch das
Studium unserer Blutlinien durch die DNA-Analysen, die zukünftig noch weiter
ausgeweitet werden, festgestellt, dass
die einst erhaltenen halben Chromosomensätze (jeweils eine Blutlinie) des Vaters oder der
Mutter auch wieder an die Nachfahren weiter gegeben werden, wobei sich meist
ein geringes "Crossing over" in den DNA-Tests zeigt.
Die verschiedenen existierenden
Blutlinien zu erkennen und zu deuten, als auch ihre Eigenschaften zu kennen, ist von entscheidender Bedeutung für die
Züchtung der Romaner Antikdogge.
Wenn wir uns nun die einzelnen
Blutlinien vornehmen, können wir durch Erfahrung und Studium der Vorfahren
erkennen, dass jede Blutlinie seine ganz speziellen Erbinformationen hat, die
auch im Gesamten immer wieder an die nächste Generation weitergegeben werden,
wobei nur ganz geringe Veränderungen durch das "Crossing over" eintreten.
Naja, ganz so einfach sind die
Zusammenhänge natürlich nicht zu erkennen, denn durch die vielen Gene und
deren Allele ergeben sich viele unterschiedliche Genkombinationen, die sich in
unterschiedlichen Charakteren und Erscheinungsbildern äußern, die aber
zumindest einige wenige Gemeinsamkeiten der Blutlinie erkennen lassen.
Spätestens, wenn eine Verpaarung mit einem Nachfahren vorgenommen wurde, kann
man die einzelnen Blutlinien besser sehen. Ganz besonders hilfreich ist hier
die Fellfarbe. Allerdings muss man aufpassen, denn meistens ist eine Farbe
dominant über der anderen, so dass auch hier nur das erfahre Auge sehen kann,
welche die andere Blutlinie sein könnte. Mittlerweile sind wir da durch die
bisher schon durchgeführten Genanalysen zur Fellfarbe wieder einen Schritt
weiter gekommen und können nun noch genauer sagen, welche Blutlinien eine
Romaner Antikdogge Hund trägt.
Man sieht die Genvielfalt ja schon,
wenn man sich einen Wurf Romaner Antikdoggen mal anschaut. Da gibt es z.B. gestromte,
falbe, graugestromte und schwarze oder blaue Welpen in einem Wurf,
manche mit und manche ohne weiße Abzeichen und alle sind im Wesen doch recht
unterschiedlich.
Die sind erstmal vom äußeren
Erscheinungsbild unterschiedlich, aber man findet auch viele Gemeinsamkeiten,
denn manche sind sehr molossoid, andere eher sportlich gebaut und die
Charaktere sind fast alle unterschiedlich, sicherlich da gibt es zwei, drei
Ruhige oder Draufgängerische, der andere bellt schon viel, wohingegen manche
gar nicht bellen, manche haben schon einen gut ausgebildeten Jagdtrieb und
verfolgen und packen einen Jutesack und so weiter.
Die Vererbung folgt manchmal
relativ einfachen Gesetzmäßigkeiten, die man gut sehen kann, aber gerade so
wichtige Eigenschaften im Zusammenhang mit Wesen und anatomischen Aufbau
folgen einem polygenen Erbmuster.
Das bedeutet, dass mehrere Gene
beteiligt sind und dadurch auch viel mehr Genkombinationen auftreten können,
welche sich in größeren Unterschieden der Nachkommen zeigen.
Wichtig für die
Romaner Antikdoggenzucht
ist auch die Frage nach der Erblichkeit verschiedener Eigenschaften. Je höher
die Erblichkeit ist, umso besser kann man auf bestimmte gewünschte
Eigenschaften hin züchten und umso schneller bekommt man diese in der Rasse
verankert.
Hier kommt eine Tabelle aus
(Genetik der Hundezucht von Malcom B. Willis):
Eigenschaft |
Erblichkeit |
Fruchtbarkeit |
10 – 15 % |
Wurfgröße |
10 – 15 % |
Körpergewicht |
40 % |
Anatomische Merkmale |
30 – 65 % |
Brusttiefe |
50 % |
Kopfumfang |
35 % |
Fanglänge |
50 % |
Winkelung |
50 % |
Hüftgelenkdysplasie |
20 – 50 % |
Schulterhöhe |
40 – 65 % |
Jagdliche Veranlagung |
10 – 30 % |
Nervosität |
50 % |
Temperament |
30 - 50 % |
Schutzhundtest |
10 % |
An dieser Tabelle sieht man, dass
manche Eigenschaften recht stark weitervererbt werden und andere hingegen sehr
gering.
Für die Eigenschaften, die für die
Romaner Antikdogge wichtig sind, wie z. B. anatomische Merkmale, als auch
Wesenseigenschaften und Gesundheit ist die Erblichkeit doch recht hoch,
wodurch wir durch die richtige Zuchtauswahl
in nur 17 Jahren "Zuchtaufbau" nun eine Rasse züchten können, die
sehr überlegt aufgebaut werden kann, durch das Wissen um unsere Blutlinien mit
ihren Stärken und Defiziten! Wir können vermeiden Hunde zu verpaaren, die
beide ein gemeinsames Defizit haben, damit sich dieses Defizit bei einzelnen
Nachkommen nicht noch stärker entwickelt.
Bisher vorhandene Blutlinien
Im Jahr 2022
stehen uns derzeit für die Romaner Antikdoggenzucht folgende Blutlinien zur
Verfügung:
Anzahl |
Name
Blutlinie |
Farbe |
|
X-Chromosomenlinie (Hündinnenlinie) |
|
1 |
Brigante |
schwarz |
2 |
Devil |
schwarz |
3 |
Bruto |
schwarz |
4 |
Kira |
schwarz |
5 |
Dante |
schwarz |
6 |
Odette |
gestromt |
7 |
Athos |
gestromt |
8 |
Graal |
gestromt |
9 |
Kaiser |
gestromt |
10 |
Beretta |
gestromt |
11 |
Yara |
gestromt |
12 |
Lara |
gestromt |
13 |
Ambro |
falb/formentino |
14 |
Bram |
falb/formentino |
15 |
Pentium |
falb/formentino |
16 |
Blue Angaya |
falb/formentino |
17 |
Ares |
falb/formentino |
18 |
Irah |
falb/formentino |
19 |
Timber |
falb/formentino |
20 |
Conan |
falb/formentino |
21 |
Omen |
falb/formentino |
|
Y-Chromosomenlinie (Rüdenlinie) |
|
1 |
Birillo |
unterschiedlich, je nach X-Chromosomenlinie |
2 |
Rigo |
|
3 |
Sultan |
|
4 |
Bush |
|
5 |
Dauno |
|
6 |
Graal |
|
Damit haben wir derzeit
21
X-Blutlinien und 6 Y-Blutlinien in unserem Zuchtprogramm.
Sehr viele
Blutlinien, haben wir entweder, wegen zu großer Defizite gar nicht erst in
unser Zuchtprogramm aufgenommen und andere, die eingesetzt wurden, wegen
großer Defizite auch wieder aus unserer Zucht ausgeschlossen.
Wir sind
derzeit an einem Punkt angelangt, wo wir nur noch wenige Blutlinien "auf dem
Prüfstand" haben, ob wir sie in unserer Zucht belassen oder nicht. Das wird
die Zukunft entscheiden. Wenn wir sehen, dass ausreichend gute bis sehr gute
Blutlinien mit nur geringen Defiziten und guten Stärken in unserer Zucht sind,
können wir die weniger guten Blutlinien dann über kurz oder lang aus unserer
Zucht heraus nehmen.
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